„Wiesbaden und Rhein-Main wären im Falle einer Eskalation ein erstes Ziele feindlicher Angriffe!“
"Wiesbaden und Rhein-Main wären im Falle einer Eskalation ein erstes Ziel feindlicher Angriffe!"
Auswirkung eines möglichen Atomschlages gegen US-Hauptquartier träfe auch Kreis Limburg-Weilburg
Da herrschte unter den Zuhörerenden in einer Cocktailbar in der Josef-Ludwigstraße in Limburg, trotz sonnigem Wetter und kühlen antialkoholischen Getränken betroffene Stille und die Gesichtsmimik wurde ernst, denn die Auswirkungen eines möglichen ersten militärischen Angriffs auf das amerikanische Hauptquartier in Wiesbaden, welches für die Lenkung aller verteidigungstechnischer Auseinandersetzung im Kriegsfalle in den Regionen Europa, Afrika und den asiatischen Staaten rund um Russland, in Mainz-Kastel stationiert ist, würden schnell und fast unmittelbar auch im Kreis Limburg-Weilburg spürbar sein.
Sogar bei einem eventuell begrenzten atomaren Angriff mit weit weniger Sprengkraft als der damaligen Hiroshima-Bombe müsste noch in Bad Camberg mit Explosionen durch Kurzschlüsse im Bereich der Tankstellen gerechnet werden.
Bei diesen Informationen von Hartmut Bohrer, aktuell Ortsvorsteher von Mainz-Kastel, eines Wiesbadener Stadtteils und seit 2006 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Wiesbaden, wurden bei der Informationsveranstaltung der Partei DIE LINKE. Kreisverband Limburg-Weilburg von den Teilnehmern einige Fragen aufgeworfen. Seit wann ist das amerikanische Hauptquartier in Wiesbaden? War es nicht früher in Heidelberg? Sollte nicht sogar die militärische Präsenz in der Region verringert werden? Und welche Teile des amerikanischen Militärs in Wiesbaden machen die Region besonders interessant für feindliche Angriffe? Der Historiker und sachkundige Hartmut Bohrer, seit 2022 auch „Mayor for Peace“ hat sich dem Gefährdungspotential in seiner Heimatgemeinde seit Jahren besonders gewidmet und ging in seiner Betrachtung etwa 10 Jahre zurück, als Heidelberg keine weiteren Flächen für das US-Hauptquartier in Europa bereitstellen wollte und Wiesbadens damalige Regierung mit Ausnahme einer grünen Abgeordneten die Ausbaupläne der US-Armee freudig begrüßte. Damals wurde beschlossen, neben den schon bestehenden Flächen des Erbenheimer Militärflughafens und einer weiteren Fläche in Mainz-Kastel noch weitere 29 Hektar von der Wiesbadener landwirtschaftlichen Fläche für den militärischen Ausbau des US-Hauptquartiers bereits zu stellen. Warum die Nutzung der inzwischen erbauten militärischen Infrastruktur so hochbrisant zu sein scheint, ergibt sich daraus, dass im Herbst 2021 neben der Hauptleitstelle aller militärischen Einsätze in Europa, für Afrika und Teile von Asien rund um Russland vor allem das zentrale Kommunikationszentrum der NSA- des amerikanischen Geheimdienstes auf dem Gelände stationiert wurde. Hinzu kamen im Herbst 2021 ein 56th Artilleriekommando und eine 2nd Multi-Domain Task-Force. Beide Stationierungen waren bereits ein Jahr bzw. zwei Jahre zuvor – also noch während der Trump-Präsidentschaft – vorbereitet worden. Beim 56th Artilleriekommando handelt es sich laut Hartmut Bohrer um die Reaktivierung einer Einheit, die Ende der 80er Jahre für die Steuerung der Pershing-Raketen und „Cruise Missiles“ zuständig war. Dagegen haten sich in en 80er Jahren die Friedensbewegung stark engagiert. Damals konnte durch Abrüstungsverträge Schlimmeres verhindert werden, wie Bohrer ausführte. Die Strategie der Osterweiterung der Nato und der weiteren Aufrüstung mit neuen Raketen- und Waffensystemen hat den Bedarf des Militärs an nutzbaren Flächen wieder erhöht, schloss der Experte seine Ausführungen. Und mit der russischen Invasion in die Ukraine ist es noch schwieriger geworden, die Verhandlungen in Richtung Abrüstung wieder in gang zu setzen. Jan Schalauske, Fraktionsvorsitzender der LINKE. im Landtag und Spitzenkandidat für die Landtagswahl am 08. Oktober, der wie alle Anwesenden Krieg als Mittel der Politik kategorisch ablehnte, konnte dies nur bekräftigen. Es brauche aber, nach seiner Meinung, nach schnellstmöglicher Beendigung der Kriegshandlungen in der Ukraine, Friedens- und erneut Abrüstungsverhandlungen wie in den 80er Jahren, denn die Welt würde durch immer mehr Waffenpotentiale nicht sicherer, wie die seit Monaten und Jahren auf Hochtouren laufenden Aufrüstungen zeigten. Immer mehr Waffen würden, wie es der von ihm vorgestellte Rüstungsatlas von Hessen zeige, auch in Hessen hergestellt und nicht nur in die aktuelle Kriegsregion Ukraine geliefert. Das Bundesland Hessen ist von Kassel bis in den Rheingau eine Waffenschmiede und damit bei einem eventuellen Kriegsfalle Zielscheibe von feindlichen Angriffen. Selbst der Kreis Limburg-Weilburg habe mit drei Firmen in Hadamar (1) und Limburg (2) insgesamt drei Firmen, darunter eine weltmarktführende Firma für Getriebetechnik, deren Produkte nicht nur für zivile Produkte produziert würden, sondern auch in Kampfjets und Panzerwaffen ihren Einsatz finden. Diese militärischen Produkte in Zusammenhang mit dem US-Hauptquartier in Wiesbaden machen die Region kurz- und langfristig zu potentiellen Angriffszielen, wenn Deutschland zukünftig in weitere Kriege hineingezogen wird, bzw. die aktuelle Kriegslage eskalieren würde.